Von Betschwestern keine Spur

Starke Frauen: Ausstellung in der Huppenbroicher Sakristei

Noch bis zum 19. November präsentiert der SAKRALA Museumsverein Simmerath e.V. eine Ausstellung über „Christliche deutsche Frauen“ in den Ausstellungsfenstern der Huppenbroicher Sakristei. Und es sind beileibe keine Betschwestern, wie christliche Frauen manchmal ironisch genannt werden. Es sind Frauen, die etwas Besonderes geleistet haben, deren Hinterlassenschaft oder Werke heute noch Anerkennung finden.

Sei es in der Heilkunde, sozialen Fürsorge und Pflege oder ganz einfach in der Lebensplanung von Frauen und Männern. Eine der bekanntesten Frauen ist Hildegard von Bingen. Sie wurde 1098 in Bermersheim vor der Höhe oder in Niederhosenbach geboren und verstarb am 17. September 1179 im Kloster Rupertsberg bei Bingen am Rhein. Ab 1141 wurden Hildegards Visionen, die sie schon als Kind hatte, „unwiderstehlich stark“, und sie begann, diese sowie ihre medizinischen Erkenntnisse aufzeichnen zu lassen. Gleichzeitig mit der Entfaltung ihres theologischen, prophetischen, dichterischen und naturkundlichen Talents wurde sie zu einer vielgefragten Ratgeberin.

In der römisch-katholischen Kirche wird sie als Heilige und Kirchenlehrerin verehrt. Ihre Werke über die heilsamen Wirkungen von Kräutern und Pflanzen werden auch heute noch zu Rate gezogen und finden in Familien Anwendung nach dem Motto „das hat Oma schon immer genommen und es hat gewirkt“!

Eine weitere bekannte Frau eines noch bekannteren Mannes zog schon in ihrer Zeit um 1500 die Menschen in ihren Bann und tut es heute noch – Katharina von Bora. 1499 in Lippendorf im Alter von fünf Jahren in ein Kloster zur Erziehung gegeben. Sie lernte zu lesen, schreiben und rechnen sowie die Sprache Latein. 1515 legte sie ihr Gelübde als Nonne ab. Schon in jungen Jahren war sie aufgeweckt und interessiert. Als die Schriften Luthers in ihre Hände fielen, war sie begeistert von der reinen Frömmigkeit, die Luther propagierte.

Mit Hilfe Luthers floh sie aus dem Kloster. Unterkunft fand sie bei dem Ehepaar Barbara und Lucas Cranach, dem bekannten Maler. Der Legende nach sollen die Nonnen in Fischfässern versteckt aus dem Kloster geschmuggelt worden sein. 1525 heiraten Katharina von Bora und Martin Luther. Die beiden bekamen sechs Kinder, ernährten sich von Viehzucht, Brauerei und einer Fischzucht. Katharina von Bora hielt ihrem Ehemann, dem großen Reformator, den Rücken frei für seine Studien und Veröffentlichungen. Nach dem Tode Luthers verarmte sie, weil ihr das Erbe als hinterbliebene Frau nach damaliger Überzeugung nicht zustand.

Weitere Frauen wie Elisabeth von Thüringen, Edith Stein und Franziska Schervier werden in der Präsentation vorgestellt. Letztere war die Tochter des Aachener Nadelfabrikaten Johann Heinrich Schervier. Ihr Taufpate war Kaiser Franz I. von Österreich. Sie gehörte zusammen mit ihren Aachener Altersgenossinnen Clara Fey, Pauline von Mallinckrodt und Josephine Koch zu den richtungsweisenden Persönlichkeiten der caritativ-sozialen Bewegung des 19. Jahrhunderts. Sie zeichnete sich von Jugend an durch Frömmigkeit und Nächstenliebe aus. Ihr Vorbild wurde der Heilige Franz von Assisi.

Quelle: Eifeler Zeitung am Sonntag
Bericht und Foto: Gabriele Keutgen-Bartosch