21-Jähriger aus Huppenbroich und seine Freundin retten schwerverletzten Autofahrer aus brennenden Wagen. Auch junge Rotkreuzlerin leistet Hilfe.
Es ist schon weit nach Mitternacht, als Michael B. (Name geändert) und seine Freundin vom Düsseldorfer Weihnachtsmarkt in die winterliche Eifel zurückkehren. An Fringhaus biegt der BMW des jungen Fahrers links in Richtung Kesternich ab, da er das Mädchen noch nach Hause fahren möchte.
Plötzlich sehen die beiden jungen Leute auf dem Parkplatz, wo früher mal der belgische Frittenwagen stand, einen hellen Feuerschein. „Wir haben zuerst gedacht, da macht irgendeiner Blödsinn oder das ist eine Falle“, erzählt Michael, der aber dennoch nach rechts auf den Parkplatz abbiegt, um sich die Sache näher anzusehen. „Wir haben vorsichtshalber die Türknöpfe runtergedrückt, da wir nicht wussten, was los war“, berichtet der 21-Jährige. Dann aber entdecken Michael und seine Beifahrerin, dass das brennende Etwas ein Auto ist, das auf dem Dach liegt. „Man sah das erst beim zweiten Hinsehen, da der Parkplatz unbeleuchtet ist und das Auto wirklich nicht als solches zu erkennen war“, erzählt der junge Mann aus Huppenbroich.
Dann ging alles plötzlich ganz schnell. „Wir sahen, dass sich unten im Auto etwas bewegte, stiegen aus und näherten uns vorsichtig dem brennenden Wagen, in dem eine Person zu erkennen war. Michael B. schildert die wohl dramatischsten Augenblicke seines Lebens: „Der Fahrer lag mit dem Oberkörper schon halb außerhalb des Wagens, hatte es wegen seiner Verletzungen aber offenbar nicht weiter geschafft. Er war noch bei Bewusstsein, aber so benommen, dass er sich kaum bewegte und man nicht verstehen konnte, was er sagte. Wir haben dann nicht lange überlegt, sondern ihn an beiden Armen gepackt und aus dem Auto gezogen, das immer heftiger brannte und dessen Reifen von der Hitze mit ohrenbetäubenden Lärm platzten. Als wir ein paar Meter vom brennenden Wagen weg waren, holte meine Freundin aus dem Kofferraum unsere Jacken und alles andere, was sie finden konnte, weil wir den Verletzten nicht auf den kalten Schneeboden legen wollten. Ein Glück, dass mein Kofferraum immer so unaufgeräumt ist“, erzählt Michael lachend, dass seine Unordnung in diesem Falle von Glück war.
„Da vorne brennt irgendwas“ ist auch der erste Gedanke von Sabrina Bongard und ihren Mitfahrern, als sie kurz nach den beiden Ersthelfern am Parkplatz mit dem brennenden Pkw vorbeikommen. Und ebenfalls erst auf den zweiten Blick entdecken die jungen Leute mitten auf dem Parkplatz den verunglückten Wagen und halten an. „Die Beiden hatten den Schwerverletzten bereits aus dem brennenden Auto gezogen, als wir näher kamen“, berichtet Sabrina und erinnert sich ebenfalls an die explodierenden Reifen. „Zu diesem Zeitpunkt“, so die junge Frau, „hätten wir uns schon nicht mehr an das Auto herangetraut.“ Mit vereinten Kräften ziehen die Helfer den Fahrer des Unfallwagens noch weiter aus der Gefahrenzone und versorgen ihn auf der Zufahrt zum Parkplatz weiter.
Sabrina Bongard ist Mitglied in der Jugendrotkreuz-Gruppe des DRK-Ortsvereins Monschau und hat im Sommer einen Lehrgang für Rettungssanitäter an der DRK-Landesschule in Simmerath besucht. Sie kennt daher die nötigen Handgriffe und sorgt bei den eisigen Temperaturen vor allem für den Wärmeerhalt. „Wir haben ihn in Decken und Jacken eingepackt und haben die ganze Zeit mit ihm gesprochen, um ihn wach zu halten. Kurz darauf traf dann schon der Rettungsdienst ein“, erzählt die couragierte junge Frau. „Ich habe ehrlich gesagt nicht an meinen Erste-Hilfe-Kurs gedacht und hätte in diesem Moment auch die stabile Seitenlage nicht mehr so genau gewusst“, gesteht Michael B., dass er einfach instinktiv gehandelt habe.
„Zum Glück“, so berichtet Sabrina weiter, „haben dann noch weitere Autos angehalten und vor allem Decken und Jacken zur Verfügung gestellt. So konnte neben den schweren Verletzungen eine Unterkühlung und damit weitere Komplikationen verhindert werden“, weiß die 18-jährige Rotkreuzlerin.
Eintreffen des Notarztes
Mit dem Eintreffen des Notarztes und der weiteren Rettungskräfte war die unfreiwillige Nachtschicht für die drei engagierten jungen Leute dann erledigt; nach einem kurzen Gespräch mit der Polizei durften sie weiter fahren.
Diese Samstagnacht aber werden die jungen Leute wohl so schnell nicht vergessen, schließlich rettet man nicht jede Woche einem Menschen das Leben. Mit an Sicherheit angrenzender Wahrscheinlichkeit wäre der 29-jährige Fahrer des Opel Astra, der aus Richtung Konzen kommend aus der Kurve geraten war, zwei Bäume gestreift und sich dann überschlagen hatte, ohne die Hilfe der jungen Leute in seinem Auto verbrannt. Der junge Fahrer aus Herzogenrath, der bei dem Unfall mehrere Brüche an den Beinen und starke Schnittverletzungen im Gesicht davontrug, geht es knapp eine Woche nach seinem schweren Unfall den Umständen entsprechend wieder besser, wenngleich er gestern nach wie vor auf der Intensivstation lag. Wenn es ihm etwas besser geht, möchte er sich gerne mit seinen Lebensrettern treffen, wie aus dem Krankenhaus zu erfahren war. Das beherzte Eingreifen und Helfen von Michael (der seinen Namen hier nicht genannt haben wollte, weil er nicht aus dem Leid eines Anderen Nutzen oder Lob für sich ziehen möchte), seiner Freundin und Sabrina zeigt aber, dass diese Generation, wie leider so oft in den Medien dargestellt, eben nicht nur trinkt, feiert und wegschaut, wenn jemand Hilfe braucht.
Bericht: Eifeler Zeitung – Heiner Schepp