„H12“ spannt den Bogen zwischen Kunst und Design

Auch die Drechselobjekte von Bernd Schmidt sind in der Ausstellung des Huppenbroicher Ateliers „drehsinn“ ab Samstag zu sehen.

Zum zwölften Mal laden Keramikerin Karin Schmidt und Drechsler Bernd Schmidt zur Ausstellung in ihr Huppenbroicher Atelier ein.

Huppenbroich. Zum zwölften Mal lädt das Atelier „drehsinn“ zu seiner Hausausstellung „H12“ nach Huppenbroich ein, und zwar am 20./21. und 27./28. September, jeweils von 11 bis 18 Uhr. Dazu haben die Keramikerin Karin Schmidt und der Drechsler Bernd Schmidt wieder eine Gastkünstlerin gewinnen können: Stina Kox aus Düren mit Steinskulpturen.

Karin Schmidt stellt neue, teilweise experimentelle Gefäße in Raku-Technik vor, bei der das Spiel von Feuer und Rauch die Farbe der Objekte bestimmt. Raku-Arbeiten zeigen eine Craquelierung (rissig werden lassen) der Glasur, die von der Form und den Bedingungen des Brennprozesses beeinflusst ist und nicht schlussendlich vorgeplant werden kann. Die Spannungslinien werden vom Rauch schwarz eingefärbt und treten klar in Erscheinung. Es entsteht eine kontrastreiche Oberfläche, die die Form verdeutlicht und betont, aber auch Zeichencharakter trägt und das Thema einer Arbeit durch ihren Ausdruck unterstützt. Eine Reihe ihrer Dosen werden ergänzt mit Arbeiten des Drechslers, der mit glatten, präzise gedrehten Oberflächen ein Spannungsfeld zur Keramik herstellt und damit deren Eigenart unterstreicht. Alle Arbeiten weisen eine kreative Vielfalt an Formen und Farben auf und erlauben vielfältige Verwendung.

Der Drechsler Bernd Schmidt ermöglicht mit seinen Arbeiten eine neue Vertrautheit mit einem althergebrachten Werkstoff: Holz für sinnliches, nämlich optisches wie haptisches Erleben. Ganz besondere Objekte sind in dieser Ausstellung präsent: römisches Brunnenholz aus dem dritten Jahrhundert (n. Chr.) ist das Ausgangsmaterial für Objekte, die einerseits ihre Herkunft erkennbar lassen, andererseits durch eine Bearbeitung mit heutigen Werkzeugen in moderner Form einen optischen und haptischen Kontrast schaffen. Eine reduzierte, moderne Formgebung charakterisieren auch seine rein drechslerisch entstandenen Stühle. Statt der erwarteten konventionell runden Gestaltungselemente sind es die aus einem Kegel entwickelten Bein- und Rückenlehnenträger, die dem Stuhl eine gänzlich moderne Gestalt geben. Auch die technischen Verbindungen sind rein drechslerisch gefertigt und in ihrer Funktion offen sichtbar. Die skulptural anmutenden Mittelträger der Rückenlehne sind mit farbigen Distanzzapfen aus ausgesuchten bunten Hölzern gestaltet. Die Neigung der Rückenlehnen passt sich jeweils dem Sitzenden an, damit Menschen verschiedener Größe in ihrer individuellen Körperhaltung stets eine vollständig angepasste Unterstützung finden.

Stina Kox präsentiert Skulpturen für den Innen- und Außenbereich. Stein – aus diesem unnachgiebigen Material etwas zu formen, eine Idee sinnlich erfahrbar zu machen, ist für die Bildhauerin eine faszinierende Herausforderung. Innere Bilder und Gefühle finden Ausdruck in abstrakten, fließenden Formen. Häufig sind der weibliche Körper und Spiralen das Thema ihrer Steinskulpturen. Die Eigenwilligkeit des Materials fordert Geduld und sorgfältiges Arbeiten. Jede neue Arbeit ist immer auch ein innerer und äußerer Lernprozess.

Quelle: Eifler Zeitung
Bericht und Foto: drehsinn