Geschwätzigkeit hat die Seelsorge zurückgedrängt

Pfarrer Herman van Gorp nimmt Abschied und sorgt sich um das Schicksal der Kirche. Zurück in die Heimat Belgien.

Nordeifel. „Meine Eifeler Jahre waren eine schöne und gnadenvolle Zeit. Ich bereue keine Sekunde, dass Gott mich hierhin berief.“ Am Sonntag, 14. März, werden die Gläubigen der Kesternicher Pfarre St. Peter und Paul Abschied nehmen von Pfarrer Dr. Herman van Gorp. Auf Vorschlag des Aachener Bischofs Heinrich Mussinghoff findet der Dankgottesdienst in der Kesternicher Pfarrkirche um 15 Uhr statt. Just zu jener Stunde, am 14. März vor 34 Jahren, war van Gorp dort in sein Pfarramt eingeführt worden.

Priesterweihe in Aachen

Er wurde nahe Antwerpen geboren. Im Dunstkreis der Scheldemetropole leben heute seine drei Schwestern und ein Bruder. Zu ihnen wird der 70-jährige Geistliche bald wieder engere Kontakte pflegen können, als ihm dies bis dato möglich war. Denn in Turnhout, nahe der belgisch-niederländischen Grenze, wird er seinen Ruhesitz finden.

Herman van Gorp studierte nach dem Abitur, das er 1958 in Turnhout ablegte, Philosophie und Theologie in Leuven, Bonn und Aachen. Die Priesterweihe empfing er 1967 im hohen Dom zu Aachen. Es folgten Jahre als Kaplan in Merkstein, Stolberg und Düren. Zudem unterrichtete er an der rurstädtischen Berufsschule das Fach Religion. Überdies waren und sind seine pastoralen Dienste in den Nachbarpfarren Rollesbroich, Steckenborn, Simmerath (ab 2000) und Lammersdorf ebenso vonnöten wie an den Kapellengemeinden Huppenbroich und Paustenbach. Im Jahre 1974 erfolgte die Bestellung des Seelsorgers als hauptamtlicher Religionslehrer am Berufskolleg Simmerath. „Nebenher erfüllte ich vielschichtige Aufgaben an mehreren Pfarren“, blickt van Gorp zurück. 1989 krönte er sein theologisches Schaffen mit der Promotion über das „Leben und Wirken des Philosophen Karl Jaspers“.

Erste Erfahrungen mit dem damals noch futuristisch anmutenden „Land ohne Grenzen“ , dem Raum zwischen den Kulturstädten Aachen, Lüttich und Maastricht, sammelte der junge Studiker van Gorp während eines Europaseminars in der ältesten Stadt der Niederlande.

„Gewaltige Veränderungen“

Ein Maastrichter Monsignore begeisterte seine Zuhörer in Vorlesungen und Vorträgen zum Thema „Kirche in Europa“. Botschaften, die ihre Wirkung auf den jungen belgischen Theologen nicht verfehlten.

Er hatte die Wahl, seine wissenschaftlichen Arbeiten in Frankreich, Schweden oder Deutschland fortzusetzen. Und er entschied sich für die Nordeifel.

Bis Fronleichnam, kündigt van Gorp an, werde er in Simmerather Pfarreien noch subsidiär zur Verfügung stehen, um danach in die alte Heimat zurückzukehren, „wo ich erst einmal lange Zeit benötigen werde, um Verwandte, Freunde und Nachbarn von früher zu besuchen.“

In die positiven Gedanken über seine Entsendung in die Nordeifel mischen sich auch ernste Töne: „In den Gemeinden vollziehen sich seit längerem gewaltige Veränderungen. Es steht nicht gut um die Seelsorge! Strukturen werden in Frage gestellt, Gemeinden bröckeln vor sich hin. Der Priestermangel ist akut und wird in den kommenden Jahren noch drückender werden.“ Auch bei ihm wie seinen Amtsbrüdern herrsche oft Ratlosigkeit. Durchhalteparolen, meint van Gorp, „verschärfen oft die Misere“. Man könne sich des Eindrucks nicht erwehren, „dass von oben herab die Kirche von heute mehr verwaltet als geführt und kreativ gestaltet wird“. Geschwätzigkeit bestimme Teile kirchlichen Lebens, manch gläubige Reden wirkten auf die Zuhörer blass und hohl. „Wir dürfen kein ausgetretener, felsiger oder gar dorniger Weg sein, sondern radikal offener Boden, in den Gottes Wort eindringen und Frucht bringen kann.“

Quelle: Eifeler Zeitung
Bericht: Manfred Schmitz