Nur noch mit viel Fantasie erkennbar: Hier hat einmal die Meyssenburg bei Huppenbroich gestanden. Die Hobby-Historikerin Resi Röder hat mit ihren Nachforschungen großen Anteil daran, dass die Anlage jetzt als Bodendenkmal eingetragen wird.
„Befestigung Meyssenburg“ bei Huppenbroich wird als Bodendenkmal in die Denkmalliste der Gemeinde Simmerath eingetragen
Huppenbroich. Der kleine Ort Huppenbroich hat durchaus ein paar Attraktion zu bieten. Neben dem Dorfweiher, der Christkönigskapelle und dem ersten Windrad der Nordeifel kann das beschauliche Dörfchen auch mit einer richtigen Burganlage auftrumpfen. Man muss es nur wissen, dass am Huppenbroicher Ortsrand einst die „Meyssenburg“ ihren Platz hatte.
Diese Tatsache ist alteingessenenen Huppenbroichern durchaus bekannt, aber wirklich ernsthaft interessiert hat sich für den versumpften Geländeabschnitt „Am alten Weiher“ bislang niemand so wirklich nachhaltig. Ganz im Gegenteil: Das unbewirtschaftete Terrain von knapp 250 Quadratmeter Größe dient auch als Ablagerungsstätte. Wenn man von Am Gericht kommend, die Straße nach Huppenbroich nimmt, ist in der Linkskurve vor dem Ort linker Hand ein leicht abgesenkter, versumpfter Geländeabschnitt in einem Erlenbruch erkennbar. Mehr nicht.
Vor 20 Jahren noch erkennbar
War vor 20 Jahren hier noch sehr klar die Grabenumwehrung der Anlage zu erkennen, befindet sich der Besucher heute nur noch in trostlosem Unland, das gleichermaßen zugeschüttet wie zugewachsen ist. An der historischen Bedeutung der einstigen Burganlage ändert dies aber nichts, denn aufgrund eines einstimmigen Beschlusses des Simmerather Tiefbau-, Verkehrs- und Denkmalausschusses wurden die Überreste des Bodendenkmals jetzt unter dem Namen „Befestigung Meyssenburg“ in die Denkmalliste der Gemeinde Simmerath eingetragen.
Zugrunde liegt ein Antrag des Rheinischen Amtes für Bodendenkmalpflege vom 13. Januar 2014. Die drei betroffenen Grundstückseigentümer wurden über das Begehren informiert. Unter der Bedingung, dass die Nutzung des Grundstückes nicht beeinträchtigt werde, erhoben die Eigentümer keine Einwände. Allerdings kann die Denkmalbehörde sich künftig um die Anlage kümmern.
Die Denkmalpfleger sind zur der Überzeugung gelangt, „dass es sich aufgrund der topografischen Situation bei der Burgwüstung Meyssenburg um eine mittelalterliche Wasserburganlage handeln dürfte, die nach dem 14. Jahrhundert entstanden ist“. Diese Annahme wird unterstrichen durch die Lage der Burg. Weit reicht der Blick von der Gemarkung „Am alten Weiher“ ins Rheinland und nach Belgien.
Resi Röder,
Hobby-Historikerin
Ansonsten sind die Informationen aus jener Zeit spärlich, aber die Nennung eines Rittergeschlechtes „von Meyssenburg“ gilt als weiteres Indiz für die Existenz einer gleichnamigen Burg. In seiner Analyse zur Burggeschichte hat Dr. Harald Herzog vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege schließlich herausgefunden, dass die Anlage im Verlauf des 14. Jahrhunderts entweder zerstört oder aufgegeben wurde.
Nun hat Huppenbroich also sein eingetragenes Bodendenkmal, wobei im Ort selbst niemand darauf hingewirkt hat. Die Initiative geht vielmehr zurück auf Resi Röder aus Simmerath, die im Jahre 1997 damit begann, historische Quellen und Fakten zu sammeln, um der bis dahin wenig fundierten Geschichte der „Meyssenburg“ auf die Spur zu kommen.
Schon in früher Kindheit kam die Hobby-Historikerin in Berührung mit der alten Burganlage Huppenbroich. Ihre Großmutter lebte nur einen Steinwurf entfernt von dem Gelände und warnte ihre Enkelin eindringlich, sich nicht den Erdhügeln und Mauerresten zu nähern; dies sei ein unheimlicher Ort. „Das hat mich neugierig gemacht“, erzählt Resi Röder, die alle verfügbaren Archive zur Meyssenburg durchstreifte. Einen wichtigen Mitstreiter fand sie auch in Kurt Holtvoeth aus Mützenich. Ihre Recherchen in Huppenbroich selbst waren nicht immer ergiebig: „Viele Leute wollte nicht gerne über das Thema sprechen.“
Als Resi Röder ausreichend Material zusammengetragen hatte, unterrichtete sie Anfang 2006 das Rheinische Amt für Denkmalpflege über ihre Erkenntnisse. Hier war man zunächst reserviert, doch schließlich kam Landeskonservator Dr. Herzog doch zu einer Ortsbesichtigung nach Huppenbroich und staunte nicht schlecht. Er äußerte nach dem Termin keinen Zweifel daran, dass bei Huppenbroich einmal eine Wasserburg gestanden hat. Gemeinsam mit den Denkmalpflegern Dr. Harald Herzog und später Petra Tutlies setzte sich Resi Röder dann für die Anerkennung der „Meyssenburg“ als Bodendenkmal ein, was aber noch viele Jahre dauern sollte.
Was folgt aber nun nach der Eintragung? Bruno Wilden, Leiter des Ordnungsamtes der Gemeinde Simmerath, betont, dass nicht an eine Freilegung der Anlage gedacht sei. Auch aus abfallrechtlichen Gründen gebe es keinen Anlass, seitens der Kommune aktiv zu werden. Derweil freut sich Resi Röder bereits auf neue Entdeckungen archäologischer Art in der Eifel. Inzwischen hat sie einen sicheren Blick für kleine Abweichungen im Landschaftsbild. Diese geben häufig Hinweise auf historische Relikte. Rund um Simmerath hat sie bereits sichere Indizien für die Anwesenheit keltischer Stämme in der Vergangenheit ausfindig gemacht. Gerne würde sie ihre Nachforschungen auch noch mit tatkräftigen Mitstreitern teilen, die fasziniert von der Vorstellung sind, was die heimische Erde wohl noch alles verbirgt.
Der unter Schutz gestellte Bereich der Meyssenburg umfasst den Hügel der Anlage, seine umgebenden, heute versumpften Gräben sowie die mutmaßlich anzunehmenden Bereiche der Vorburg.
Das Besondere der Anlage bei Huppenbroich sieht das Rheinische Amt für Denkmalpflege in der „ungewöhnlichen Anlageform der Befestigung als Niederungsburg innerhalb des Monschauer Hügellandes. Niederungsburgen dieser Art sind in der Niederrheinischen Bucht eine häufige Anlageform, in der Eifel jedoch selten.“ Mit der Motte Zehnbachhaus bei Dahlem könne nur eine weitere vergleichbare Anlage in der Nordeifel genannt werden.
Weiter heißt es in der Begründung: „Die Bodenurkunden der Meyssenburg stellen, vor allem wegen ihrer anzunehmenden kurzen Belegungszeit und der nicht erfolgten Überbauung, ein selten erhaltenes Archiv dieser Befestigungsanlagen in der Nordeifel dar. Sie ist ein wichtiges Geschichtszeugnis für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Geschichte eines Adelsgeschlechtes aus dem Ministerialenstand und die von ihr abhängige Bevölkerung. Das Bodendenkmal ist daher bedeutend für die Regionalgeschichte der Nordeifel im späten Mittelalter.“
Eine wichtige Quelle zur Bedeutung der Burg lieferte Johann Kaulard aus Eicherscheid mit einem Beitrag über den Lehnshof Eicherscheid, der 1940 im „Eremit am Hohen Venn“ erschien, der damaligen Mitgliederzeitschrift des Geschichtsvereins des Monschauer Landes. Der etwa 400 Morgen große Hof lag zwischen Eicherscheid und Huppenbroich.
Quelle: Eifeler Zeitung
Foto und Bericht: Peter Stollenwerk