Als die Fronrather Eicherscheider wurden

Die Initiatoren des Arbeitskreises Geschichte Eicherscheid freuen sich über die ansprechend gestaltete Infotafel, die jetzt „Am Gericht“ aufgestellt wurde.

Arbeitskreis Geschichte Eicherscheid erinnert auf einer Infotafel an die geschichtsträchtige Vergangenheit der Siedlung Am Gericht

Eicherscheid/Am Gericht. Für die Eicherscheider führen alle Wege übers „Gericht“ in ihren Heimatort, sieht man einmal von der weitaus unbequemeren Anfahrt durch das Rurtal ab. Die kleine Siedlung, die man heute aus der Sicht des vorbeieilendes Autofahrers in erster Linie nur als Ampelkreuzung wahrnimmt, hat für die Entwicklung Eicherscheids allerdings eine nicht zu unterschätzende historische Bedeutung.

Dem Stellenwert der heutigen kleinen Häuseransammlung hat nun der Arbeitskreis Geschichte Eicherscheid Rechnung getragen, indem er am Rande des Pendlerparkplatzes eine großformatige Infotafel errichtete, die einmal an die Siedlung „Am Gericht“ mit ihrer geschichtsträchtigen Vergangenheit erinnert und zum anderen an die Ortschaft Fronrath, die einst Am Gericht lag, ehe die Bewohner den Platz verließen und nach Eicherscheid umsiedelten. An Fronrath (in alten Schriften auch als Vroenrot oder Froen-Rode) bezeichnet, erinnert in Eicherscheid heute noch die Fronrather Straße.

Wissenslücke schließen

Bei eisiger Kälte begrüßte Ludwig Siebertz vom Arbeitskreis Gesichte Eicherscheid an der neuen Infotafel eine Vielzahl von Mitstreitern, aber auch eine Abordnung der Arbeitsgemeinschaft der Heimat- und Geschichtsvereine im Monschauer Land. Siebertz erinnerte daran, dass vor fast 600 Jahren die Eicherscheider Vorfahren noch Am Gericht lebten: „Fronrath ist nichts anders als Alt-Eicherscheid“, brachte es Siebertz auf den Punkt. Mit der Infotafel habe man eine Wissenslücke schließen und auf die Bedeutung Fronraths für den Ort Eicherscheid hinweisen wollen.
Für diese Initiative dankte auch Eicherscheids Ortsvorsteher Günter Scheidt dem Arbeitskreis, der durch seine vielfältigen Aktivitäten einen wichtigen Beitrag für das Geschichtsbewusstsein im Ort leiste.

„Fronrath ist nichts anders als Alt-Eicherscheid.“

Ludwig Siebertz
Arbeitskreis Geschichte Eicherscheid

Die ansprechend gestaltete Tafel gibt Auskunft über die Geschichte von Fronrath und der Siedlung Am Gericht. So wird in einem Tauschvertrag aus dem Jahr 1361 auch „Vroenrot“, der Ort der Eicherscheider Vorfahren genannt. Späteren Unterlagen ist zu entnehmen, dass die Fronrather um 1400 bis 1420 nach Eicherscheid, das damals etwa 15 Feuerstätten besaß, umsiedelten. Die damaligen Bewohner „Vroenrots“ haben den in der Nähe liegenden Busch gerodet und den Ort „Eytscheit“ neu gegründet. Die Gründe für die Umsiedlung sind nirgendwo dokumentiert. Vermutet werden häufige Plünderungen und Brandschatzungen, weil die Siedlung in der Nähe des damaligen Karrenwegs zwischen Imgenbroich und Kesternich lag. Auch Hausbrände könnten eine Ursache gewesen ein.

Als „Ort mit geschichtsträchtiger Vergangenheit“ wird die Siedlung Am Gericht auf der Infotafel bezeichnet, die ihre Bezeichnung nicht ohne Grund hat. In früheren Jahrhunderten hatte jedes eigenständige Gebiet seine eigenständige Gerichtsbarkeit und auch seinen eigenen Richtplatz. Verhängte Todesstrafen wurden meist an einem Galgen vollstreckt. Der Gerichtsplatz mit Galgen für das Monschauer Land befand sich in der Nähe der längst nicht mehr existierenden Siedlung „Vroenrot“, der heutigen Siedlung Am Gericht. Dokumentiert ist die Hinrichtung eines Opferstockdiebes am 19. November 1633 durch den Henker aus Jülich. Zu weiteren Vollstreckungen liegen keine Dokumente vor.

Ab 1742 wurden auf Anordnung des Jülicher Kurfürsten generell keine Todesurteile mehr vollstreckt. Während der französischen Besatzungszeit wurde der Galgen im Jahr 1795 auf Anordnung der Behörden entfernt.

An zukünftigen Aufgaben wird es dem Arbeitskreis Geschichte Eicherscheid bestimmt nicht mangeln. Die wohl bislang umfangreichste Aufgabe steht dem im Frühjahr 2012 gegründeten Kreis in drei Jahren bevor: Dann feiert der Ort Eicherscheid sein 600-jähriges Bestehen.

Richtplatz wurde öffentlich verkauft

Nachdem die Bewohner von „Vroenrot“ Anfang des 15. Jahrhunderts ihre Siedlung Am Gericht aufgegeben und sich in Eytscheit (Eicherscheid) niedergelassen hatten, war das Gebiet um die heutige Siedlung „Am Gericht“ über einige Jahrhunderte menschenleer. Erst 1828 beschloss der damalige Kreistag von Montjoie den seit längerem ungenutzten Richtplatz öffentlich zu verkaufen. Das Grundstück wurde im gleichen Jahr von Hubert Schnitzler und Ehefrau Elisabeth, geb. Claeßens, aus Eicherscheid ersteigert. Anschließend wechselte das Grundstück mehrmals den Besitzer. 1838 wurde Am Gericht das erste Haus mit Gaststätte von Peter Braun und Gertrud Löhrer errichtet. Zwei weitere Wohngebäude entstanden 1858 und 1884 . Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden die ersten Häuser in Richtung Eicherscheid.

Quelle: Eifeler Zeitung
Bericht und Foto: Peter Stollenwerk


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