Volkstrauertag 2022

Manch einer denkt, was soll das eigentlich noch. Der erste und der zweite Weltkrieg sind so weit weg und eine wirkliche Beziehung haben wir zu den Toten nicht mehr. Aber wie aktuell Krieg, Tod, Zerstörung und Wut gerade jetzt hier und heute vorhanden sind, hat der gestrige Volkstrauertag deutlich gemacht. Wir waren nur wenige gestern auf dem Friedhof in Huppenbroich, aber die Botschaft geht an Alle. Deshalb hier auch die Rede, die von Jens Wunderlich verlesen wurde, die Gedanken und das Gebet vorgetragen von Hans Keutgen und die Worte und Namen zur Erinnerung an die Gefallenen aus dem Dorf wurden von Doris Faymonville und Gertrud Brandenburg vorgetragen. Auf einmal waren sie uns sehr nahe. Die Namen – die Nachkommen leben mit uns heute Tür an Tür und sie sind auch somit irgendwie noch präsent.

Der Kranz der dörflichen Vereine wurde in diesem Jahr vom MOH gespendet.

Rede zum Volkstrauertag in Huppenbroich:

Stell Dir vor, Du wachst auf und es ist Krieg!

Ja, das ist die traurige Wirklichkeit, es ist Krieg in der Ukraine. Putin hat einen brutalen Angriffskrieg losgetreten. Ein Volk lebt in Angst und Schrecken.

75 Jahre hatten wir Frieden in Europa, eine lange und gute Zeit. Jetzt müssen wir mit der Realität eines Krieges in Europa leben. Die Berichte und die Bilder treffen uns mitten ins Herz, sie sind grauenvoll und zutiefst unmenschlich.

Trotz aller Grausamkeit und Wirren des Krieges erleben wir gerade jetzt auch viel Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft.

Wir müssen uns auf die Suche machen nach dem unschätzbaren Wert des Friedens und daran arbeiten, ihn immer wieder zu beleben. Der Frieden ist eines der höchsten Güter der Menschlichkeit.

Der Krieg ist die eine brutale Seite. Daneben gibt es auch die kleinen und großen Zeichen des Friedens, die es zu entdecken gilt, die uns trotz aller Trauer Mut machen. Wir sollten uns nicht in die Spirale von Angst und Ohnmacht hineinbegeben. Jede und jeder von uns ist eingeladen, die Friedenszeichen des Alltags zu entdecken. Wir selbst können Menschen des Friedens sein.

Dazu ist es wichtig, im eigenen Herzen Frieden und Ruhe zu haben. Dieser Friede hat mit Liebe, Barmherzigkeit und Hingabe zu tun. Sag nicht, „ich kann ja eh nix machen“! Nein wir sollten nicht resignieren. Gemeinsam können wir kleine Zeichen von Frieden geben und damit die Verbundenheit mit den betroffenen Menschen ausdrücken, und wenn wir nur eine Kerze anzünden, dann bringen wir schon ein wenig Licht in die Dunkelheit!

Tröstend neben der Zerstörung und den vielen Toten ist die Solidarität, die unser Land, die wir, die Europa gegenüber der Ukraine zeigt. Viele Menschen haben seit Beginn des Krieges Hilfsgütertransporte organisiert, haben Medikamente und Gelder akquiriert. Viele Menschen haben Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Die Bereitschaft ist großartig.

Machen wir uns gemeinsam auf die Suche nach den kleinen Zeichen des Friedens im Alltag. Eure Anwesenheit hier ist ein Zeichen, dass ihr für den Frieden steht.

Die vielen Toten von Krieg und Gewalt, auch die Toten aus Huppenbroich, deren Namen wir hier auf dem Stein lesen können, sind Mahner noch in unserer Zeit. Wir gedenken ihrer und sie sagen uns: Nie wieder Krieg. Wir können nur hoffen, dass diese Botschaft von denen verstanden wird, die für unsägliches Leid der Menschen in der Ukraine und in Russland verantwortlich sind.

Fotos: Gaby und Hans Keutgen