Immobilien werden zur großen Last

Die Gemeinde Simmerath sucht für das Gemeinschaftshaus an der Bachstraße in Eicherscheid einen neuen Träger. Das Haus hat schon viele Aufgaben erfüllt -als Wohnung und als Heißmangel; als „Ge-Haus“ war und ist das Haus Treffpunkt für Jugendliche, auch waren in diesem Haus schon Proberäume für die Vereine eingerichtet.

Gemeinde Simmerath denkt über anderweitige Nutzungen nicht mehr benötigter Gebäude nach. Hermanns setzt auf die Zukunfts-Werkstätten.

Simmerath. Das ist eine Vision: Im Jahr 2014 feiern die Bürger von Kesternich einen großen Erfolg: Golddorf im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. Und das Besondere an diesem Ereignis: Das große Fest wird im Sport- und Kulturzentrum gefeiert – dem neuen Zentrum der Dorfgemeinschaft, das die Vereine und Bürger gemeinsam in großartiger Eigenleistung errichtet haben. Tatsache aber ist: Dieses Sport- und Kulturzentrum, das auf der Kesternicher Agenda neben der Ortsumgehung ganz oben steht, wird „ohne die Vereine und Bürger nichts“. Dies hat Simmeraths Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns unlängst auf dem „Zukunftstag“ sehr deutlich gemacht.

Ein anderes Projekt: Die neue Mitte Woffelsbach. Auch hier ist das Engagement der Bürger gefordert. „Sonst ist das Vorhaben kaum zu realisieren“, sagte der Bürgermeister vor Wochen auf dem „Simmerather Zukunftstag“. Dort hat er auch angekündigt: Die Gemeinde werde künftig nicht mehr in der Lage sein, alle gemeindeeigenen Gebäude zu unterhalten. Folglich müsse die Gemeinde etwa alte Schulen und Gemeinschaftshäuser an die Dorfgemeinschaften abgeben. Bürgermeister Hermanns kündigte Gespräche mit den Ortskartellen und Vereinen an. Er versicherte: Orte, die bereit sind, sich zu engagieren, werden Vorteile haben gegenüber Orten, die sich nicht engagieren.

Mit dem Thema „Übertragung von Gebäuden in andere Trägerschaften“ hat sich nun der der Strukturausschuss des Gemeinderates befasst, allerdings in nichtöffentlicher Sitzung. Auf Nachfrage erläuterte Bürgermeister Hermanns das Thema und das Ergebnis der Beratung im Ausschuss: Die Gemeinde besitze gut 50 Gebäude, die sie „laufend bewirtschaften“ müsse. Dabei brauche die Gemeinde längst nicht alle Häuser, um Pflichtaufgaben (wie Schulen und Kindergärten, aber auch die Unterbringung von Asylbewerbern und Obdachlosen) zu erfüllen.

900 000 Euro jährlich

Für die Unterhaltung von „unbeweglichem Vermögen“ und von „Grundstücken und baulichen Anlagen“ muss die Gemeinde in diesem Jahr mehr als 900 000 Euro aufbringen. Um den Haushalt zu entlasten, sollen etliche Gebäude verkauft werden, andere sollen, wenn möglich, an Vereine bzw. an Ortskartelle übertragen werden.

So ließen sich in Zukunft bei den Unterhaltungskosten Einsparungen erzielen. Die Verwaltung sieht als mögliche Verkaufsobjekte den alten Kindergarten in Strauch, das Haus des Gastes in Einruhr wie die alte Schule in Rurberg sowie die bisherige Obdachlosen-Unterkunft an der Seestraße in Woffelsbach. Der Erlös aus dem Verkauf könnte auch genutzt werden, um die Schulden zu verringern. Der Ausschuss hat die Verwaltung nun beauftragt, die Verkaufsbedingungen für den Kindergarten Strauch und das „Haus des Gastes“ in Erkensruhr und die alte Schule in Rurberg auszuarbeiten.

Andere Häuser könnten, so die Verwaltung, an Vereine und Ortskartelle übertragen werden. Gedacht ist dabei an diese Gebäude: die alten Schulen in Paustenbach, Huppenbroich und Rollesbroich sowie an das Gemeinschaftshaus an der Bachstraße in Eicherscheid.

Die Gemeinde, so hat der Ausschuss entschieden, wird mit den Vereinen, die diese Gebäude bislang nutzen, Kontakt aufnehmen, um „gemeinsam Übernahmemöglichkeiten zu prüfen“. Dabei geht es wohl auch um die Frage, wie diese Gebäude künftig genutzt werden können. Bürgermeister Hermanns denkt dabei auch an die so genannten „Zukunfts-Werkstätten“, die bisher in Eicherscheid, Einruhr, Huppenbroich, Kesternich und Woffelsbach tagten.

Die erste im Jahr 2006 eingerichtete „Zukunftswerkstatt“ in der Gemeinde Simmerath hieß damals noch „Dorf-Werkstatt“ und fand in Eicherscheid statt. Die „Eicherscheider Zukunfts-Werkstatt, die sich bereits mit dem Thema „Gemeinschaftshaus“ befasst hat, wurde damals fachlich vom Kreis Aachen und von der RWTH Aachen (Institut für Städtebau und Landesplanung) begleitet.

Manche Projekte wurden bereits umgesetzt, die Ausweisung einer Langlauf-Loipe, die Stabilisierung der Nahversorgung (Konsum). Die „Zukunfts-Werkstatt ist eine (von Zukunftsforschern wie Robert Jungk) entwickelte und begründete Methode, die Phantasie anzuregen, um mit neuen Ideen Lösungen für gesellschaftliche Probleme zu entwickeln – dazu gehört auch der Komplex: Bürger planen und gestalten die Zukunft ihres Dorfes.

Dorfmuseum im Feuerwehrhaus

Karl-Heinz Hermanns verweist dabei auf ein aktuelles Beispiel: Sobald das neue Gerätehaus der Feuerwehr in Steckenborn fertig ist, wird die Gemeinde das alte Feuerwehrhaus (zunächst für 30 Jahre) an das Ortskartell Steckenborn übertragen. Das Ortskartell will dort ein Dorfmuseum einrichten. Im Herbst wird sich der Strukturausschuss erneut mit dem Thema „Übertragung von Gebäuden“ befassen und über die Gespräche mit den Vereinen und Ortskartellen berichten.

Quelle: Eifeler Zeitung
Bericht und Foto: Raimund Palm