Schon häufiger, wie hier im Winter 2010, hat es auf der Zufahrtsstraße nach Huppenbroich bei winterlichen Straßenverhältnissen Probleme gegeben, wenn dort nicht zeitig geräumt wurde oder werden konnte. Busfahrer beklagen nun, dass dies auch am Montag der Fall war.
Busfahrer üben nach den Schneefällen zu Wochenbeginn Kritik am Winterdienst auf gemeindlichen und übergeordneten Straßen
Nordeifel. Die Rückkehr des Winters hat am Montagmorgen dafür gesorgt, dass Lkw und Busse an vielen Stellen auf den Straßen der Nordeifel nicht weiterkamen. In diesem Zusammenhang haben nun gleich drei Busfahrer von unterschiedlichen Linienträgern Kritik am Winterdienst geübt.
Er sei um 5.50 Uhr zu seiner Tour von Schmidt aus aufgebrochen, „und zu diesem Zeitpunkt war auf meiner gesamten Route über Strauch und Simmerath nach Monschau sowie später auch in Einruhr, Dedenborn, Eicherscheid und Huppenbroich definitiv keine Straße geräumt“, berichtet Rainer Zemke, der seit gut einem Jahr für das Simmerather Unternehmen „Eifelgold“ fährt. Der 60-Jährige zeigte sich sehr verwundert über die Aussage, dass der Winterdienst, wie berichtet, am Vorabend und ab 2.30 Uhr in der Nacht zum Montag unterwegs gewesen sein soll. „Da frage ich mich ernsthaft, wo da denn geräumt wurde“, so Zemke. Das erste Räumfahrzeug mit heruntergelassenem Schild sei ihm „um 7 Uhr in Höhe der Tankstelle in Imgenbroich begegnet“.
Überrascht sei er gewesen, dass ihm einige Winterdienstfahrzeuge nur streuend, aber nicht räumend begegnet seien. „Das Problem für uns Busfahrer ist nicht nur die glatte Fahrbahn, sondern vor allem ein nicht sichtbarer Straßenrand, wenn die Fahrbahn nicht geräumt ist. Dann geraten wir auf das Bankett und bleiben liegen“, beschreibt Zemke die Mühen eines Busfahrers im Winter.
Problemfall Huppenbroich
Extrem sei dies auf der schmalen Zufahrtsstraße nach Huppen- broich, die von der L 106 zwischen Eicherscheid und Am Gericht abzweigt. „Diese Straße ist schon ohne Schnee so schmal, dass man im Begegnungsverkehr sehr aufpassen muss. Wenn sie im Winter nicht oder schlecht geräumt ist und man als Fahrer die Straßenkante nicht sieht, geht da gar nichts mehr“, sagt Rainer Zemke.
So war es laut Zemke auch am Montag. Man habe schon von der L 106 aus gesehen, „dass Richtung Huppenbroich nicht geräumt war. Deshalb habe man in Rücksprache mit dem Fahrdienstleiter des RVE die Tour nach Huppenbroich ausfallen und „40 bis 50 Kinder“ stehen lassen müssen, erzählt der 60-Jährige. Bei der Gemeinde und bei der Straßenmeisterei habe man die Problematik schon häufiger moniert, „passiert ist bisher nichts“, sagt Zemke.
Dass er mit seiner Meinung um das schlechte Räumen der Strecke nach Huppenbroich nicht alleine dasteht, untermauert er mit dem Verhalten eines Kollegen, der für das Unternehmen Dardenne im Schülerverkehr fährt und in Huppenbroich wohnt: „Normalerweise parkt er seinen Bus abends in Huppenbroich. Aber immer, wenn kritische Wetterlagen angekündigt sind, fährt er seinen Bus vorsichtshalber am Vorabend nach Eicherscheid, um am nächsten Morgen von dort zu starten.“
Im übrigen sei das Nichtbedienen von Huppenbroich vor drei Wochen schon einmal vorgekommen. „Da habe ich um 7 Uhr mit meinem Bus auf der Strecke vom Gericht nach Eicherscheid als Schneepflug fungiert, weil noch nichts geräumt war“, erzählt Rainer Zemke.
Der Busfahrer gibt dem Leiter der Straßenmeisterei Recht, wenn dieser sagt, dass die Straßen im einsetzenden Berufsverkehr nur noch schwerlich zu räumen seien. „Deshalb muss das vorher geschehen“, sagt der 60-Jährige und ergänzt: „Wir Busfahrer stellen uns bei solchem Wetter ja auch alle den Wecker eine Stunde eher…“
„Ich bin sehr gut durchgekommen, ich habe aber auch vernünftige Winterreifen drauf“, sagt Ralph Sundermann aus Höfen. Der 55-Jährige fährt seit seinem 21. Lebensjahr Lkw und Busse, zurzeit steuert er Linien- und Schulbusse für das Unternehmen Lehner durch die Nordeifel. Was ihn am meisten ärgert, sind Verkehrsteilnehmer, die mit Sommerreifen unterwegs sind. „Im Leyloch zwischen Kalterherberg und Mützenich hatte ich so einen vor mir. Hätte der anhalten müssen, hätte ich auch da gestanden“, sagt Sundermann.
„Die können ja nicht überall sein“
Der Busfahrer sieht aber auch beim Winterdienst noch Verbesserungsbedarf. Als er am Montagmorgen um 7.30 und um 8.15 im Leyloch unterwegs war, sei dort „nicht besonders gut geräumt“ gewesen. Seiner Meinung nach hätte auch mehr Streusalz auf die Straßen gehört. „Insbesondere an den Spitzkehren am Reichensteiner Viadukt wäre das hilfreich.“ Auch auf der Eupener Straße in Mützenich sei es nicht genug gewesen. Ein Problem seien auch die Seitenstraßen, in denen die Busse verkehren müssen. Die seien zwar meist geräumt, teilweise habe sich aber auch eine gefährliche Eisschicht auf den Straßen gebildet. Er wundere sich außerdem, wie unterschiedlich der Winterdienst arbeite. Mittags sei die Fahrbahn zwischen Kalterherberg und Mützenich „schwarz gewesen“, hinter dem Ortsschild hingegen habe es eine festgefahrene Schnee- und Eisdecke gegeben.
Rainer Zemke
Busfahrer
Auch Georg Hensen aus Huppenbroich, seit mehr als fünf Jahren Busfahrer, kennt das Problem auf der Straße zu seinem Wohnort. Er ist derjenige, der seinen Bus vorsichtshalber manchmal auch in Eicherscheid parkt. „Gegen die Schneeverwehungen wird ja nichts getan“, sagt der 55-Jährige. Früher habe es dort Windfangzäune gegeben, die seien aber vor einiger Zeit entfernt worden. Am Montag habe er an dieser Stelle aber keine Probleme gehabt.
Hensen startet seine Tour morgens in Huppenbroich oder in Eicherscheid und fährt über Kesternich und Rurberg, Woffelsbach, Steckenborn, Strauch und Simmerath nach Eicherscheid zur Förderschule. Während er am Montagmorgen in Rurberg auch an steilen Stellen keine Probleme gehabt habe, sei das auf dem Weg von Woffelsbach nach Steckenborn schon anders gewesen. „Hätte ich nach meinem Stopp an der Haltestelle auf den ersten 500 Metern noch mal halten müssen, wäre ich nicht mehr weggekommen“, sagt Hensen. Besonders schlecht befahrbar seien aber die Straßen in Steckenborn gewesen. Deshalb hat sich Hensen auch schon an die Gemeinde gewandt. Die Hechelscheider Straße sei zwar geräumt, aber nicht gestreut gewesen, so dass sich eine Eisdecke auf der Straße gebildet habe. Auch am Dienstag habe sich die Lage noch nicht gebessert. „Deshalb habe ich die Haltestelle nicht angefahren. Das war mir zu riskant. Ich habe den Eindruck, man wartet einfach, bis es wieder taut. Die Räumung der Straßen, die nicht von der Straßenmeisterei geräumt werden, obliegt der Gemeinde Simmerath. Und hier liegt der Hund begraben. Die Gemeinde kann oder will aus Kostengründen den Räumdienst nicht in der Weise durchführen, wie es eigentlich erforderlich wäre. Andererseits versäumt sie es nicht, die Bürger in die Pflicht zu nehmen“, sagt Hensen.
In der Stadt Monschau wird der Winterdienst auf den Gemeindestraßen im Auftrag der Stadt von Unternehmen übernommen (s. Box). Der Winterdienst sei auf der Eupener Straße „möglicherweise nicht so erfolgt wie es die Bürger erwarten“, sagt Monschaus Bürgermeisterin Margareta Ritter. Man stehe im ständigen Kontakt mit dem Straßenbaulastträger und gebe das weiter. Die Buslinien, die durch das Leyloch führen, seien am Montag teilweise über Perlenau umgeleitet worden. Dadurch seien einige Haltestellen nicht angefahren worden und es sei zu Verspätungen im Schülerverkehr gekommen, erklärt Ritter (s. auch „Kurz gefragt“).
Bevor es in der Nacht zu Montag zu schneien begann, seien alle Gemeindestraßen mit Salz abgestreut worden, sagt Jürgen Förster, der die Bauabteilung der Gemeinde Simmerath leitet. Der Schneefall habe erst gegen 6 Uhr eingesetzt. „Man kann ja nicht vorbeugend räumen“, sagt Förster. Bei angekündigtem Schneefall würde zunächst Streusalz auf die Straßen gebracht, damit der Schnee später leichter geräumt werden könne. Geräumt werde in der Regel, wenn der Schneefall wieder aufgehört habe. „Die Erfahrung hat gezeigt, dass diese Vorgehensweise am effektivsten ist“, erklärt Förster.
Schneefangzäune sind „out“
Außerhalb der Ortschaften gebe es nur zwei Straßen, für die die Gemeinde verantwortlich sei, dabei handele es sich um die Straße nach Erkensruhr und den kritisierten Abzweiger von der L 106 nach Huppenbroich. Schneefangzäune würden schon seit mehreren Jahren nicht mehr aufgestellt. Hintergrund sei, dass die Landwirte dafür auf einer Entschädigung bestünden. Hinzu komme ein relativ hoher Aufwand beim Unterhalt und beim Auf- und Abbau. „Außerdem funktioniert das nur, wenn der Wind aus der richtigen Richtung kommt“, sagt Förster. Im Vergleich zu früheren Wintern gebe es auch keine „richtigen Schneeverwehungen“ mehr. Ein Problem sei eher, wie die Busse bereift seien und welche Art von Bussen (zum Beispiel Gelenkbusse) eingesetzt werde.
Beschwerden habe es bei der Gemeinde Simmerath nur wenige gegeben. Die Hechelscheider Straße sei in der Nacht zu Montag abgestreut worden und am Montagmittag geräumt und nochmals gestreut worden. „Die Straße hat auch jetzt noch einen leichten Schneebelag, sie ist aber mit Salz gesättigt und ohne weiteres befahrbar“, sagt Förster.
So soll der Winterdienst funktionieren
Die Straßenmeisterei in Rollesbroich ist auf Kreis-, Landes- und Bundesstraßen für den Winterdienst zuständig. Das von ihr betreute Straßennetz ist rund 320 Kilometer lang.
Für den Winterdienst auf den Gemeindestraßen sind die Kommunen verantwortlich. Diese Straßen werden in vorrangig und nachrangig unterteilt. Zu den vorrangigen Straßen gehören solche mit viel Verkehr, Steilstücken und Straßen in zentralen Bereichen.
Die Stadt Monschau hat drei Unternehmen mit dem Winterdienst beauftragt. Pro Ort wird ein Fahrzeug eingesetzt. Teilweise werden die Unternehmen vom städtischen Bauhof unterstützt. Ein Bereitschaftsdienst kontrolliert um 2.30 Uhr den Zustand der Straßen an bestimmten Punkten und verständigt bei Bedarf die Unternehmen.
Die Gemeinde Simmerath besitzt fünf eigene Streufahrzeuge und hat zusätzlich fünf Unternehmen mit insgesamt acht Fahrzeugen beauftragt. Jede Nacht werden die Straßen an vorgegebenen Punkten kontrolliert, um bei Bedarf die Fahrzeuge ausrücken zu lassen. Der Einsatz erfolgt in der Regel ab 4 Uhr. Wichtige Strecken sollen bis 6 Uhr frei sein, die Wohnstraßen in der Regel bis 8 Uhr. Kleine Nebenstraßen kommen zum Schluss dran. Ein Einsatz dauert circa fünf Stunden. Pro Einsatz werden 15 bis 18 Tonnen Salz auf den Straßen verstreut.
Quelle: Eifeler Zeitung
Bericht: Andreas Gabbert und Heiner Schepp, Foto: Heiner Schepp