In großer Sorge um die Seelsorge

Zumindest beim Einführungsgottesdienst in der Pfarrkirche Simmerath hatte Pastor Michael Stoffels (Mitte) durch die Amtsbrüder Leo Kerbusch, Winand Stollenwerk, Herman van Gorp, Volker Böhm, Karl Haas, Gemeindereferent Sven Riehn und Philipp Cuck ausreichend Unterstützung.

Die Einführung von Pastor Michael Stoffels in Simmerath ist auch von nachdenklichen Worten begleitet. Elf Pfarren und vier Kapellengemeinden.

Simmerath. Am Ende eines langen Weges angekommen, der für Pastor Michael Stoffels immer neue Aufgaben bereithielt, erfolgte jetzt mit der Übernahme der Pfarren Simmerath, Lammersdorf, Kesternich, und Rollesbroich der wohl letzte Schritt, weitere Verantwortung neben den bisher bereits sieben betreuten Pfarren Steckenborn, Strauch, Dedenborn, Einruhr, Eicherscheid, Hammer und Rurberg zu übernehmen. Mehr geht nicht.

Der 46-jährige Seelsorger ist seit Frühlingsanfang 2010 nun für alle elf Pfarren sowie für weitere vier Kapellengemeinden ([gelb]Huppenbroich[/gelb], Erkensruhr, Woffelsbach und Paustenbach) in der Gemeinde Simmerath unter dem Namen „Gemeinschaft der Gemeinden Selige Helena Stollenwerk“ zuständig.

Solidarität gefordert

Die Übernahme dieser schier unendlich großen Aufgabe war beim Einführungsgottesdienst am Sonntagabend in der Pfarrkirche Simmerath auch von so manchen nachdenklichen Worten begleitet. Die Sorge um die Seelsorge einerseits, aber auch andererseits die Entschlossenheit, sich der schwierigen Situation zu stellen, spiegelte sich wieder in einem festlichen Gottesdienst in der vollbesetzten Simmerather Pfarrkirche, der von den Kirchenchören aus Lammersdorf und Simmerath musikalisch verschönert und von sieben Geistlichen zelebriert wurde. Die Messdiener stammten aus den vier neu hinzugekommenen Pfarren.

In Vertretung des lebensgefährlich erkrankten Regionaldekans Erik Pühringer verlas dessen Stellvertreter Philipp Cuck, der selbst Verantwortung für 16 Pfarren im Raum Schleiden/Hellenthal trägt, die Ernennungsurkunde des Bischofs. „Wenn wir nicht gemeinsam anpacken, dann können wir einpacken“, lautete seine Botschaft. Wenn die Pfarren aber Solidarität und Hilfe zeigten, dann könnte es gelingen, die Aufgabe zu meistern.

Mit dem neuen Gemeindereferenten Sven Riehn (33) aus Zweifall, der im Gottesdienst der Gemeinde vorgestellt wurde, wurde Pastor Stoffels eine helfende Hand an die Seite gestellt.

In seiner Ansprache verglich Pastor Michael Stoffels seine Rolle mit der eines „letzten Mohikaners.“ Auch er habe sich und das Bistum gefragt: „Wie ist das alles zu bewältigen?“ und „Soll ich mit das antun?“ Er habe die Gefahr gesehen, dass die Vielzahl der Aufgaben zu Unzufriedenheit führe und er in den Pfarren nicht so präsent sein könne, „wie ich mir das einst vorgenommen hatte.“

Dann aber habe er sich darauf besonnen, dass man als Christ die Möglichkeit habe, auch schwierige Aufgaben zu bewältigen „und den Weg gemeinsam zu gehen.“ Stoffels versicherte, dass in allen Orten die Kirchen und Kapellen erhalten blieben und die Gläubigen dort auch weiteren zum Gebet zusammenkommen würden.

Im Anschluss an den Gottesdienst stellte Günter Kaulen aus Simmerath als Sprecher der Pfarrgemeinderäte fest, dass die befürchtete Situation mit nur noch einem Priester in der Gemeinde nun schneller als gedacht eingetreten sei. Ab sofort gelte es nun, das Kirchturmdenken abzulegen. Pastor Stoffels, der sich nach anfänglicher Skepsis doch mit frohem Mut der Aufgabe gestellt habe, dürfe sicher sein, auch in Simmerath mit offenen Armen em­pfangen zu werden. Einschnitte für die Gläubigen aber würden umgehend spürbar, denn zukünftig werde nicht mehr in jeder Pfarre ein regelmäßiger Sonntagsgottesdienst stattfinden.

Pfarrer Volker Böhm von der evangelischen Kirchengemeinde machte den Glaubensbrüdern Mut für die neue Aufgabe. Er wünsche sich, „dass die Kraft Gottes spürbar wird“ und vielleicht führten die gravierenden Veränderungen ja auch dazu, dass die beiden Konfessionen noch mehr Gemeinsamkeiten finden würden.

Kein „pastoraler Manager“

Abschließend fand der Simmerather Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns eindringliche und kritische Worte an einem „denkwürdigen Tag“ für die Gemeinde Simmerath. Die Aufzählung der zahlreichen Aufgaben von Pfarrer Michael Stoffels führte so manchem vor Augen, welche Mammutaufgabe dem Seelsorger aufgetragen wurde. Er ist unter anderem Vorsitzender des Kirchengemeindeverbandes, Vorsitzender von elf Kirchenvorständen, Präses für sieben Schützenbruderschaften und sechs Pfarrgemeinderäten. Dazu erwarte man vom Pastor die Teilnahme an Wallfahrten, Messdienerausflügen oder Kindtaufen. Wenn der Pastor daneben noch persönlicher Ansprechpartner für den seelsorgerischen Bereich sein wolle, dann sei es „unverzichtbar“, dass Michael Stoffels ein Pfarrvikar sowie ein Mitarbeiter zur Entlastung der Verwaltungsaufgaben zugeteilt werde, appellierte Hermanns an die Bistumsleitung. „Die Menschen wollen keinen pastoralen Manager, sondern einen Ansprechpartner für die Seelsorge“, erinnerte der Bürgermeister in ernsten Worten an die Prioritäten.

Im Nieselregen vor dem Gotteshaus empfingen dann der Spielmannszug Simmerath und die Hansa-Blasmusik ihren neuen Pastor, ehe man sich zum Empfang und weiterem Kennenlernen ins Pfarrheim begab.

Quelle: Eifeler Zeitung
Bericht: Peter Stollenwerk