Bei der Ausstellungseröffnung in Huppenbroich vor dem Christkönigsbild von Erich Charlier (stehend, v. l.): Hans Keutgen, Ehepaar Stollenwerk, Bürgermeister Karl-Heinz Hermanns, Reinhard Charlier, Stadtarchivar Dr. Bernd Läufer, Ehefrau von Reinhard Charlier; vorne die Witwe des Künstlers, Hildegard Charlier.
Werke und Wirken des Nordeifeler Künstlers werden in der Huppenbroicher Sakristei bis November präsentiert
Huppenbroich. Die Ausstellung über die Werke des Eifeler Künstlers Erich Charlier ist am vergangenen Freitagabend in der Huppenbroicher Sakristei eröffnet worden. Hans Keutgen, Vorsitzender des Sakrala-Museumsvereins Simmerath, war es gelungen, in Zusammenarbeit mit der Tochter des im Jahre 2015 verstorbenen Künstlers, Angelika Stollenwerk, und dem Stadtarchivar der Stadt Monschau, Dr. Bernd Läufer, der den Nachlass von Erich Charlier verwaltet, eine kleine und dennoch aussagekräftige Ausstellung zu präsentieren. „Dieser herausragende und vielseitige Künstler unserer Region hat seine Spuren auch in Huppenbroich hinterlassen“, so Keutgen. So gestaltete Charlier auf Bitte von Hans Keutgen im Jahr 1996 das Glasfenster im Eingangsbereich der Huppenbroicher Kapelle.
Charlier zeichnete bereits im Alter von neun Jahren erste Porträts. Von Beruf war er Lehrer und wirkte an katholischen Schulen in der Eifel, zuletzt in Konzen. Er war Meisterschüler des Aachener Professors und Glasmalers Anton Wendling. 1944 fürchtete Charlier um sein Augenlicht infolge einer Kriegsverletzung. Damals gab er ein Gelübde ab. Er wolle künftig seine Arbeit „zur Ehre Gottes und zur Freude der Menschen“ widmen, sollte er gesunden. Seine Gebete gingen in Erfüllung, und er wirkte künstlerisch unentgeltlich über mehrere Jahrzehnte. Kirchenfenster, Entwürfe für Orden, Fahnen, Dorfwappen, Urkunden, Federzeichnungen und vieles mehr gehörten zu seinen Arbeiten. Der im Jahr 1924 in Kohlscheid geborene Künstler schuf rund 150 Werke der Glasmalerei.
Päpstliche Ehrung
Anlässlich der Auszeichnung mit der Verdienstmedaille „Pro Ecclesia et Pontifice” im Jahr 2007 durch Papst Benedikt XVI. würdigte der Aachener Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff Erich Charlier. Er erschließe mit seiner Kunst den Menschen die Heilsgeheimnisse Gottes und den Vorbildcharakter der Heiligen. Seine Glasbilder seien gelebtes Evangelium, durchtränkt von Lebenserfahrung.
Die ersten drei Fenster von links der aktuellen Ausstellung in den sechs Fenstern der Huppenbroicher Sakristei zeigen frühe Werke des Künstlers, bei denen noch erdige Farben den Hauptanteil haben. In den nächsten drei Fenstern geht der Künstler zu frischen, bunten Farben über. Die Exponate umfassen einen Zeitraum von 1959 bis 2003.
Hans Keutgen richtete Dank an die bei der Ausstellungseröffnung anwesende Familie des Künstlers, die seine Idee für diese Ausstellung sehr unterstützt habe. Da waren Sohn Reinhard Charlier mit Ehefrau, Tochter Angelika Stollenwerk mit Ehemann sowie die 90-jährige Witwe von Erich Charlier, Hildegard Charlier. Freunde des Künstlers und Bewohner Huppenbroichs hatten sich ebenfalls eingefunden. Der Bürgermeister der Gemeinde Simmerath, Karl-Heinz Hermanns, war ebenfalls der Einladung gefolgt und hob die Bedeutung des Menschen und Künstlers Erich Charlier hervor, der mit zahlreichen Glasmalereien zur Verschönerung der Kirchen in der Region beigetragen habe.
Herrmanns referierte ausführlich über den Werdegang und die künstlerische Arbeit von Erich Charlier: Durch einen Zufall sieht der Aachener Kunstprofessor Anton Wendling, der als Schöpfer der größten Aachener Domfenster gilt, erste Bilder von Charlier und ist angetan von diesem jungen Künstler. Aber Charlier muss seinem Vater zuliebe einen „vernünftigen Beruf“ erlernen, um eine Familie zu ernähren und wird Lehrer – als Schulleiter von Hammer im Jahre 1951 Deutschlands jüngster Schulleiter und 1986 dienstältester Schulleiter (35 Jahre lang). Erich Charlier wird Schüler von Wendling. Er hat zahlreiche Vorlagen für Kirchenfenster, Altarkreuze, Mosaike, Monstranzen, Tabernakel und Grabsteine entworfen.
Eifel und weltweit
So stammen von ihm die Priestergräber in Steckenborn und Einruhr, Fenster in St. Michael in Dedenborn, in St. Nikolaus in Einruhr, in St. Jakob in Aachen, Trier und Brühl, aber auch in Frankreich, Moldawien und Ghana.
Bei der Erstellung der Glasfenster ging er folgendermaßen vor: Zunächst malte Charlier die Vorlage, bestimmte Farben und Material, schaffte eine 1:1-Skizze und vergab dann den Auftrag an Handwerker seines Vertrauens. Es gibt 44 Bleiverglasungen im Bereich Simmerath. Charlier hat auch zwei Sonderstempel für die Deutsche Bundespost entworfen. Ein bemerkenswertes Werk befindet sich im Simmerather Rathaus. So hat Charlier die Vitrine im Eingangsbereich des Rathauses entworfen und auch mit Exponaten bestückt. Immer wieder besuchen Schulklassen diese Ausstellung im Rathaus, die mit archäologischen Funden bestückt ist. Hier handelt es sich um eine Dauerleihgabe. Im Jahr 2011 zeichnete Hermanns den Künstler Erich Charlier mit dem Ehrenpreis des Bürgermeisters auf dem Ehrenamtstag der Gemeinde Simmerath aus.
Die Ausstellung in den Fenstern der Huppenbroicher Sakristei ist noch bis November zu sehen. Fragen und Aktivitäten in Zusammenhang mit dem Wirken und den Werken des Künstlers Erich Charlier werden gern von Dr. Bernd Läufer, Stadtarchivar der Stadt Monschau, beantwortet.
Quelle: Eifeler Zeitung
Bericht und Foto: Gabriele Keutgen-Bartosch