Wallfahrer gibt es schon seit jeher

Quer durch die großen Weltreligionen – Ausstellung in der Sakristei Huppenbroich

„Vor einiger Zeit stand Stefan Kessel aus Huppenbroich vor meiner Tür und brachte mir zwei Pappkisten. Die eine enthielt eine Urkunde zum Silberjubiläum seines Großonkels Emil Kessel als Brudermeister der Kevelaer Bruderschaft anno 1920. In der anderen befanden sich die dazugehörigen Insignien. Stefan Kessel und ich waren uns einig, dass diese Erinnerungsstücke der Bruderschaft zukommen sollten“, erinnert sich Hans Keutgen.

Bei der Übergabe der Erinnerungsstücke an Christian Haas, dem Präfekten der Bruderschaft, wurde die Idee geboren, in den Fenstern der Huppenbroicher Sakristei eine Ausstellung zum Thema Kevelaer Wallfahrt auszurichten. Daraufhin wurden Kevelaer Exponate, Devotionalien und Souvenirs zusammengestellt, katalogisiert und mit Unterstützung von Steve Mandel (bestens bekannt aus der Sendung ‚Bares für Rares‘) chronologisch eingeordnet.

Hans und Gaby Keutgen übernahmen die Aufgabe, die Exponate zu präsentieren. „Dazu gehören auch schriftliche Erläuterungen, welche die spannende Geschichte der Kevelaer Bruderschaft näherbringt,“ erläutert Hans Keutgen, Vorsitzender des Sakrala Museumsvereins, die neueste Ausstellung in den Fenstern der Huppenbroicher Sakristei.

„Wallfahrten sind eine weltweit verbreitete Form von Religiosität. Aus der Antike sind Pilgerstätten der Römer, Griechen und Germanen bekannt. Auch aus dem antiken Mexiko wird über Wallfahrten berichtet“, führte Hans Keutgen weiter aus. „Im säkularen Bereich hat sich der Begriff auf andere viel besuchte Orte ausgedehnt, z.B. der Besuch von Elvis Presleys Wohnsitz ‚Graceland’ oder Gräber von Musikern wie Jimmy Hendrix oder Michael Jackson“. Mit „Ich bin dann mal weg!, ist wohl eine der bekanntesten Schilderungen einer Pilgerreise gemeint“, fügt Hans Keutgen den Jakobsweg seiner Liste hinzu.

Wallfahrten sind eine Jahrhunderte alte Tradition quer durch die großen Weltreligionen. Die Infotafeln der jetzigen Ausstellung in den Sakristeifenstern beschreiben diese religiösen Ereignisse und ordnen sie in den Kontext der christlichen Tradition ein.

Die Wallfahrten nach Kevelaer sind seit 1647 ein offizieller und fester Bestandteil des katholischen Lebens im Rheinland. Kevelaer ist nach Altötting der zweitgrößte deutsche Wallfahrtsort mit ca. 800.000 Pilgern im Jahr. Besondere Wallfahrtstage sind: Motorradwallfahrt (ca. 2.000 Motorräder), die Tamilenwallfahrt mit ca. 10.000 Teilnehmern, die interreligiöse Friedenswallfahrt ‚I have a dream (Martin Luther King)‘, an der Menschen aller Religionen für den Frieden beten, und die Wallfahrt der Karnevalisten.

Simmerather Gläubige pilgern im August jeden Jahres nach Kevelaer – mit dem Rad, dem Auto oder dem Bus. Auch zu Fuß machte man sich schon auf den Weg, letztmalig 2015.

In seiner Laudatio anlässlich der 200 Jahrfeier der Bruderschaft im Jahre 2013 stellte Präses Pastor Stoffels erfreut fest, dass seit Jahr und Tag Simmeraths Gläubige und etliche Katholiken aus den Nordeifeler Nachbarorten den guten Brauch ihrer Väter pflegten, zur Mutter der Betrübten nach Kevelaer zu ziehen: „Diese bewahrenswerte Tradition hat weit mehr als historische Bedeutung. Sie hat vielmehr lebendigen Bezug zu heute, nur dann ist es möglich, eine christliche Zukunft zu gestalten“, so Pfarrer Stoffels.

„Gern hätten wir die Ausstellung persönlich den Simmerathern und vielen Gästen nähergebracht“, erzählt Hans Keutgen. Die Ausstellungseröffnung sollte im März sein. Dennoch lohnt es sich, die Ausstellung in den Fenstern zu betrachten und einiges Wissenswertes zu lesen.

Quelle: Eifeler Zeitung am Sonntag
Bericht und Foto: Gaby Keutgen-Bartosch