Stopp lohnt sich nicht nur für Wanderer

In den sechs Ausstellungsfenstern zeigen sich dem Betrachter HerzJesu-Statuen, die die besondere Frömmigkeit der Katholiken in der Verehrung des Heiligsten Herzens versinnbildlichen.

Sakrala Museumsverein Simmerath e.V. zeigt in der Huppenbroich Kapelle eine Ausstellung mit Herz-Jesu-Statuen aus der Eifel

Huppenbroich. Seit Beginn des Monats zeigt der Sakrala Museumsverein Simmerath e.V. eine neue Ausstellung in der Sakristei der Christkönig Kapelle in Huppenbroich. In den sechs Ausstellungsfenstern zeigen sich dem Betrachter Herz-Jesu-Statuen, die die besondere Frömmigkeit der Katholiken in der Verehrung des Heiligsten Herzens versinnbildlichen.

Durchbohrtes Herz

Die Intensität der Herz-Jesu-Verehrung findet ihren Ursprung im Evangelium bei Johannes (19,34), das das durchbohrte Herz des Gekreuzigten als Quelle der Sakramente der Kirche sieht. Schon in der Urkirche gab es die Vorstellung einer aus dem Herzen Jesu hervorgehenden Kirche. Im Übergang des christlichen Altertums zum Mittelalter formte sich eine Herz-Jesu-Frömmigkeit, die unter anderem durch Franz von Assisi, im Spätmittelalter durch die Dominikaner geprägt wurde. Im hohen Mittelalter wurde diese Frömmigkeit durch die Franziskaner gefördert. Einen wichtigen Impuls gaben die Kölner Kartäuser der Bewegung, und die Jesuiten verfestigten diese Art der Verehrung innerhalb der katholischen Kirche. Im 19. Jahrhundert wurde das Fest des Heiligsten Herzen in den liturgischen Weltkalender aufgenommen.


Eine anheimelnde Frömmigkeit umgibt diese Figuren.

Gabriele Keutgen-Bartosch
Sakrala Museumsverein

Mehr als 100 Jahre wurde die Frömmigkeit der Katholiken von der Herz-Jesu-Verehrung geprägt. Nach dem zweiten Vatikanischen Konzil ging diese Frömmigkeit etwas zurück. Mit der neuen Verehrung der Eucharistie, die in der Monstranz den Gläubigen gezeigt wird, gewinnt sie wieder an Bedeutung. Bei Johannes heißt es: Am Kreuz öffneten die Soldaten das Herz Jesu mit der Lanze und sogleich flossen Blut und Wasser heraus. Und der, der es gesehen hat, hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr. Das Hochfest des Heiligsten Herzen Jesu wird am Freitag in der Woche nach Fronleichnam gefeiert. Das Fest geht auf die Ordensfrau Margareta Maria Alacoque zurück. In mehreren Visionen erhielt sie den Auftrag, das Fest an einem Freitag einzusetzen. Seitdem wird auch der erste Freitag des Monats als „Herz-Jesu Freitag“ begangen.

Verehrt wird das durchbohrte Herz des Gekreuzigten, der Sühne für die Sünden der Menschen geleistet hat. Das Wasser weist auf das Sakrament der Taufe hin, das Blut auf die Eucharistie.
Mit Herz meint die Sprache nicht nur das Organ, sondern den Menschen in seiner „Personmitte“, den Menschen, der fühlt, der leidet, der ein großes Herz, ein Herz für andere hat, dessen Herz schneller schlägt, wenn er sich freut, der verletzlich ist, der fähig ist zu lieben. Die Verehrung des Heiligsten Herzen Jesu ist eine Ausdrucksform der Katholischen Spiritualität. Die Andacht, das Gebet ist eine völlige Verschmelzung des Menschen mit dem Sühnegedanken entstehend in der Herz-Jesu-Verehrung.

Fromme Menschen in der Eifel

Diese Frömmigkeit kennzeichnet auch die Menschen in der Eifel. Mit dem Mönch von Steinfeld, Pater Hermann-Josef, bekannt als „Heiliger der Eifel“, fand die Herz-Jesu-Verehrung eine besondere Würdigung. Das Wirken des Paters beinhaltete zwar die Fürsorge für die Kinder und Frauen, aber er widmete sich auch der Verherrlichung des Herzen Jesu. Seine beschauliche Lebensart führte ihn zu mystischem Erleben und ließ ihn zum Dichter des Herz-Jesu-Hymnus „Herz des Königs aller Welt“ werden, der zu den Anfängen der Herz-Jesu-Verehrung in der Kirche zurückreicht.

Die gezeigten Exponate stammen alle aus der hiesigen Eifelregion und begleiteten über Jahrhunderte Leben und Sterben in den Eifeldörfern. So erinnert sich ein Ureifeler, dass in seiner Kindheit auf der dritten Stufe der schiefen Holztreppe seines Elternhauses immer eine Herz-Jesu-Figur stand. Bei besonderen Festen, bei Krankheit oder Sorgen wurde sich vor der Statue bekreuzigt und gebetet. Allerlei Dinge wurden auf den ersten Stufen der Treppe täglich zwischengelagert. Auch flog der Schulranzen schon mal in Richtung Treppe nach dem Nachhause-kommen oder Schuhe wurden abgestellt, Einkaufstaschen oder Bierkästen abgesetzt. Eine große schwere Blumenvase gefüllt mit Wasser stand meistens vor der Statue. Der jüngere Bruder rutschte gern auf dem Geländer herunter und einmal fiel auch die Vase um. Mutters Geschrei war groß, erinnert sich der Eifeler. Regelmäßig kamen auch die Ermahnungen, sein Zeugs von der Treppe zu räumen – es herrschte immer Bewegung auf den alten Holzdielen. Nur die Herz-Jesu-Statue stand wie ein Fels in der Brandung und fiel nie um, resümiert der Eifeler gut 65 Jahre später.

Eine große Anzahl der Figuren stammt von dem Oberforstbacher Hermann Jollet. Einige der Figuren weisen leichte Beschädigungen auf. Da fehlt hin und wieder die Farbe oder es ist eine Ecke abgebrochen. Beschädigungen wurden zwar liebevoll, aber nicht immer künstlerisch akkurat behoben. Dennoch sind diese Reparaturen Zeitzeugen und wurden von der Organisatorin der Ausstellung nicht verändert. „Ich habe die Figuren lediglich mit Pinsel und Staubwedel trocken gereinigt“, erklärt Gabriele Keutgen-Bartosch, die sich der Faszination der farbenprächtigen Figuren und der von Ihnen ausstrahlenden Symbolik nicht entziehen kann. „Eine anheimelnde Frömmigkeit umgibt diese Figuren“, ergänzt sie.

Wer erzählt Geschichten dazu?

Der Sakrala Museumverein Simmerath e.V., der bereits die dritte Ausstellung in den Fenstern der neuen Huppenbroicher Sakristei platziert hat, wünscht sich ein Feedback zu den Figuren der Ausstellung. Der Verein möchte mit den verschiedenen Ausstellungen Anregungen zum Erinnern, zur Würdigung und zum Austausch über die Exponate geben. Besonders freuen würde sich die Organisatoren der Ausstellung über kleine Geschichten oder Anmerkungen zu Begebenheiten aus dem christlichen Leben der Eifeler. Kontakt kann aufgenommen werden über die E-Mail-Adresse sakrala@huppenbroich.de.

Quelle: Eifeler Zeitung
Bericht und Foto: Gabriele Keutgen-Bartosch