Kräfte bündeln für eine gute Platzierung

Teamarbeit vor der Bereisung: Bei Aarne Kreuzinger-Janik (re.) und Rainer Mertens laufen die Fäden in der Vorbereitungsphase zur Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ zusammen.

Die vor großen Zukunftsaufgaben stehende Ortschaft Kalterherberg bereitet sich auf Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ vor

Kalterherberg. 23 Orte, von Herzogenrath-Hofstadt bis Hammer, von Mariadorf bis Mützenich, sind am Start, wenn die Kommission der Städteregion Aachen Anfang September zwei Wochen lang über die Dörfer zieht, um die Sieger 2017 im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ zu ermitteln. Die Dorfgemeinschaften sind allesamt dabei, ihre Präsentation abzustimmen. Das ist auch in Kalterherberg nicht anders. Der Ort befindet sich im Umbruch; hier ist zurzeit viel in Bewegung.

Vorbereitung mit 30 Leuten

„Wir sind mitten in den Vorbereitungen“, sagen Aarne Kreuzinger-Janik und Rainer Mertens, die für die Koordination im Wettbewerbsteam zuständig sind. Die beiden gehören auch dem Initiativkreis Dorfentwicklung an. Insgesamt sind es fünf Arbeitsgruppen, die der Jury bei ihrem Besuch am Mittwoch, 6. September (9 bis 11.30 Uhr), ein umfassendes, kompaktes und nachhaltiges Gesamtbild des 2350 Einwohner zählenden Dorfes Kalterherberg präsentieren wollen. Alle Ortsvereine wie auch die Ortsbevölkerung sind beteiligt und sollen sich in der Präsentation wiederfinden. Rund 30 Leute sind konkret in die Vorbereitung eingebunden. Auch ein kleines Rahmenprogramm ist geplant.

Kalterherberg kann sich zu einem zentralen Knotenpunkt für den grenzüberschreitenden Radtourismus entwickeln.

Rainer Mertens
Team „Unser Dorf hat Zukunft“

In Kalterherberg nimmt man die Teilnahme am Wettbewerb sehr ernst. Aarne Kreuzinger-Janik hat eine komplette Ecke seines Wohnhauses in Kalterherberg für diese Aufgabe reserviert. Der große Holztisch ist von einer Kalterherberg-Karte belegt, davor steht ein Flipchart mit allen wesentlichen Punkten der Bereisung. Zeitungsartikel und anderes Informationsmaterial sollen noch Eingang in eine Präsentationsmappe finden. Selbstverständlich ist auch ein Probelauf vorgesehen. Der Zeitrahmen ist eng gestrickt. Da darf sich niemand verzetteln, denn nach zweieinhalb Stunden steigt die Jury wieder in den Kleinbus, um das nächste Wettbewerbsdorf anzusteuern.

Nachträglich gemeldet

Dabei wollte Kalterherberg zunächst überhaupt nicht am Wettbewerb teilnehmen, als Ende 2016 die Ausschreibung erfolgte. Die gerade laufende Erarbeitung eines Dorfentwicklungskonzeptes, die Beschäftigung mit der Konzeption, Kalterherberg als Radkompetenzzentrum zu entwickeln, und die große Aufgabe, wie das zum Schuljahresende schließende Grundschulgebäude nachgenutzt werden soll, waren eigentlich Baustellen genug. Außerdem gab es da noch die Projekte aus der Zukunftswerkstatt. Dieses Aufgabenpaket habe so viele Kräfte gebunden, „dass wir uns überlegt hatten, auf eine Teilnahme zu verzichten“, sagt Aarne Kreuzinger-Janik. Dann aber folgte die Kehrtwende, und im April 2017 meldete sich Kalterherberg noch nachträglich zum Wettbewerb an. Was war geschehen?

Anfang Juli genehmigte der Stadtrat das Dorfinnenentwicklungskonzept (DIEK), das die Grundlage für eine Reihe von Projekten bildet. In diesem Konzept hatten Zukunftswerkstatt und Initiativkreis wesentliche Akzente gesetzt. Dies wog dann schwerer als die anfängliche Enttäuschung darüber, dass die Nachnutzung der Grundschule als Domizil für die Ortsvereine und als Infopunkt neu überdacht werden musste. Bürgermeisterin Margareta Ritter hatte deutlich gemacht, dass die Substanz des Gebäudes grundlegend saniert werden müsse. Es sei mit einem Aufwand von etwa 3,4 Millionen Euro zu rechnen. Angesichts dieser riesigen Summe sollte das bisherige Entwicklungskonzept für den Ortskern neu überdacht werden.

Außerdem war noch immer kein Betreiber für das Radkompetenzzentrum gefunden worden. Dagegen zeichnet sich für die Vereine inzwischen aus bürgerschaftlichem Engagement heraus eine Lösung ab. „Dann muss sich Kalterherberg eben selbst helfen“, lautete die Konsequenz für Rainer Mertens, der auch eine gewisse Verpflichtung erkannte, sich am Dorfwettbewerb zu beteiligen: „Schließlich wird ein Teil der Projektfinanzierung von der öffentlichen Hand getragen. Da müssen wir auch liefern und uns zeigen.“ Auf der Grundlage des DIEK, ergänzt Aarne Kreuzinger-Janik, habe man im Wettbewerbsteam dann „den roten Faden“ für die Bereisung gefunden.

Zum Knotenpunkt werden

Als lebenswerter Ort soll Kalterherberg der Kommission vermittelt werden. Einen Schwerpunkt bildet die Weiterentwicklung im Rad- und Wandertourismus. Hier gibt es bereits vielversprechende Ansätze, auch ohne Kompetenzzentrum. Viel wichtiger seien viele kleine Bausteine. „Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, dann hat Kalterherberg die Chance, sich aus der Randlage heraus zu einem zentralen Knotenpunkt für den grenzüberschreitenden Radtourismus zu entwickeln“, ist Rainer Mertens überzeugt. Einem kleinen Fußmarsch folgt eine Rundfahrt durch den Ort und ein Abstecher zur „Kölsch Kier“, wo man den bereits bestehenden Walderlebnisparcours besichtigt. Bei allen anderen Projekten wird der jeweilige Planungsstand erläutert.

Letztmalig nahm Kalterherberg im Jahr 2014 am Dorfwettbewerb teil und belegte in der Städteregion Platz drei. „Mit einem solchen Ergebnis wären wir auch diesmal hochzufrieden“, sagt Aarne Kreuzinger-Janik.

Derweil ist auch die Jury bereits positiv eingestimmt. „Es ist immer wieder beeindruckend, zu sehen, mit wie viel Herzblut und Stolz die zahlreichen Aktivitäten vor Ort aufgelistet und zur Präsentation gegenüber der Bereisungskommission vorbereitet werden“, berichtet die Organisatorin des Wettbewerbs in der Städteregion Aachen, Andrea Drossard. Dabei bestehe die Kunst darin, nur die absoluten Besonderheiten zu präsentieren. „In den Dörfern wird gemeinschaftlich sehr viel ehrenamtliche Arbeit geleistet. Das lässt sich innerhalb der Bereisungszeit gar nicht alles zeigen“, blickt Drossard respektvoll auf die Erfahrung aus den vergangenen Wettbewerben zurück.

23 Teilnehmer sind für den städteregionalen Wettbewerb angemeldet

Mit 23 angemeldeten Teilnehmern am Wettbewerb 2017 „Unser Dorf hat Zukunft“ wird einmal mehr das große Interesse der Dorf- und Ortsgemeinschaften in der Städteregion Aachen am Wettbewerb deutlich. Darunter sind allein acht Dörfer aus der Gemeinde Simmerath inklusive dem bereits auf europäischer Ebene ausgezeichneten Eicherscheid. Es ist aber auch gelungen, neue Gemeinschaften zur Teilnahme zu motivieren. Erstmals dabei sind Beggendorf, Begau und Werth. Der Wettbewerb teilt sich dieses Jahr wieder in einen Nord- und einen Südteil, so dass am Ende zwei Sieger feststehen, die am Landeswettbewerb 2018 teilnehmen können. In den ersten beiden Wochen im September wird eine Jury die Dörfer und Ortsteile bereisen, die sich an ihren Aktivitäten übers Jahr hinweg messen lassen wollen. Im Nordteil der Städteregion Aachen gehen Pannesheide, Hofstadt, Worm-Wildnis, Mariadorf, Begau, Donnerberg, Röhe, Linden-Neusen und Beggendorf ins Rennen. Im Süden sind dies Eicherscheid, Einruhr, Erkensruhr, Kesternich, Dedenborn, Hammer, Rurberg, Huppenbroich, Vicht, Kalterherberg, Mützenich, Konzen, Rott und Werth. Nicht nur die Dörfer planen aktuell mit viel Engagement und Kreativität den Bereisungstag und die Präsentation ihrer Highlights. Auch die Jury macht sich fit, um den Wettbewerbsteilnehmer hilfreiche Tipps zur künftigen Entwicklung geben zu können. „Die Empfehlungen der Wettbewerbsjury unterstützen unsere kontinuierliche Begleitung der Dorfgemeinschaften übers Jahr hinweg und bilden eine hervorragende Ergänzung des städteregionalen Beratungsangebotes“, freut sich Ruth Roelen, die in der Städteregion Aachen für Regionalentwicklung verantwortlich ist. Bewertet werden Entwicklungskonzepte und deren Umsetzung, die wirtschaftliche Entwicklung (inklusive Landwirtschaft), soziale und kulturelle Aktivitäten, Baugestaltung und -entwicklung sowie die Grüngestaltung und das Dorf in der Landschaft.

Der Jury gehören an: Kommissionsleiterin Andrea Drossard (Städteregion Aachen), Bernd Billion (FH Aachen), Edith Hamacher (Landfrauen), Prof. Dr. Gerrit Köster (ehem. Sozialraumplaner Stadt Aachen), Gerti Steffens (Städteregion Aachen), Friederike Hahn (Landwirtschaftskammer NRW), Nicole Hames-Haas (Städteregion Aachen), Prof. Dr.-Ing. Christoph Hebel (FH Aachen), Ruth Roelen (Städteregion Aachen), Stefan Krapp (RWTH Aachen), Stefan Pauls (Unternehmer), Norbert Langohr (Städteregion Aachen), Heinrich Emont (Stadt Aachen) und Harald Thyssen (Städteregion Aachen).

Quelle: Eifler Zeitung
Bericht und Foto: Peter Stollenwerk

Kalterherberg kann sich zu einem zentralen Knotenpunkt für den grenzüberschreitenden Radtourismus entwickeln.

Rainer Mertens
Team „Unser Dorf hat Zukunft“