Eifeler Landwirte zeigen ihrer Molkerei die rote Karte

Die Milchwirtschaft in der Eifel dürfte auch in diesem Jahr eine Dauerbrenner bleiben.

Nicht nur BDM-Mitglieder haben gekündigt. Forderung: Geschäftspolitik der MUH muss sich ändern, dann bleiben die Genossen.

Nordeifel. „Unser Ziel war es, der MUH die rote Karte zu zeigen und deutlich zu machen, dass es so nicht weiter geht“, beschreibt Hubert Frohn, Sprecher des Bundes Deutscher Milchviehhalter (BDM) für die Nordeifel, warum er und etliche andere Kollegen der Milch Union Hocheifel (MUH) die Mitgliedschaft aufgekündigt haben. Dabei seien es nicht, wie vom MUH-Vorstandsvorsitzenden Manfred Graff fälschlicherweise behauptet, nur BDM-Mitglieder gewesen, die zur Jahreswende ihre Kündigungen abgeschickt hätten. Frohn: „Der BDM hat keine Kündigungswelle organisiert. Jeder Landwirt, ob BDM-Mitglied oder nicht, hat diese Entscheidung für sich allein getroffen.“ Diese Entscheidungen hätten „wenig mit dm BDM zu tun“. Sie seien vielmehr kritisches Verhalten gegenüber der Molkerei.

Das sieht auch Hugo Berners, Landwirt aus Huppenbroich, so, der sich dagegen verwahrt, von MUH-Vorstand Graff mit in den BDM-Topf geworfen zu werden. Er sei nicht Mitglied des BDM, wie etliche andere Kollegen, die ihre Kündigungen abgeschickt hätten.

Grund ist allerdings auch für Berners die Geschäftspolitik der genossenschaftlichen MUH. Er nennt ein Beispiel: Im Januar 2009 habe die MUH auf dem so genannten Spottmarkt die Milch für 9 Cent pro Liter „verramscht“, um Überkapazitäten abzubauen. Im September habe die MUH dann für 30 Cent pro Liter Milch zugekauft, um ihre Kapazitäten auszulasten. Berners: „Wir mussten uns ein halbes Jahr lang mit 20 Cent pro Liter zufrieden geben. Mir fehlten damit auf der Einnahmeseite pro Monat 10 000 Euro, bei gleichbleibend hohen Kosten. Egal ob BDM oder nicht, ich muss zusehen, dass für meine Familie und mich genug übrig bleibt“ Berners hat überdies wenig Verständnis dafür, dass die MUH in Deutschland Marktanteile abgegeben hat, beispielsweise in der Aldi-Gruppe, die jetzt von der Nordmilch beliefert wird. Stattdessen, werde die Milch der MUH nach Spanien und Nordafrika gekarrt. Dagegen sei im Prinzip nichts zu sagen, wenn nur nicht die enormen logistischen Kosten anfielen.

Berners hofft wie auch sein Kollege Hubert Frohn vom BDM, dass die MUH zur Einsicht kommt, ihre Geschäftspolitik ändert und sich wieder mehr um das Wohl ihrer Genossen kümmert. Dann nämlich könnten sich Berners, Frohn und wahrscheinlich auch deren Kollegen vorstellen, bei der MUH zu bleiben und ihre Kündigungen zurückzuziehen. Hugo Berners: „Ich habe der MUH für 18 Jahre zu danken, in denen ich fair behandelt worden bin.“ Mittlerweile sei die MUH allerdings von einer der am besten bezahlenden Molkereien durchgereicht worden in den Kreis der Molkereien, die am schlechtesten bezahlen. Und eine grundlegende Verbesserung sei nicht in Sicht. Berners: „Ich gehe davon aus, dass der zu niedrige Milchpreis in diesem Jahr eine Kündigungswelle auslöst!“

Quelle: Eifeler Zeitung
Bericht: Ernst Schneiders