Datenautobahn für die Eifel geplant

Die Deutsche Glasfaser Netz Entwicklung GmbH (DGF) will in Roetgen und Simmerath ein neues Glasfasernetz bis in die einzelnen Häuser verlegen. Das würde deutlich höhere Übertragungsraten ermöglichen als bisher.

Roetgen und Simmerath wollen einen Kooperationsvertrag mit der Deutschen Glasfaser Netz Entwicklung GmbH abschließen

Roetgen/Simmerath. Es soll jetzt in jeder Hinsicht schnell gehen. Schon im April sollen die Vorbereitungen für einen flächendeckenden Breitbandausbau durch die Deutsche Glasfaser Netz Entwicklung GmbH (DGF) in den Gemeinden Roetgen und Simmerath beginnen. Am Dienstag waren Vertreter der DGF in der Sitzung des Roetgener Gemeinderates und der Sitzung des Struktur- und Hochbauausschusses der Gemeinde Simmerath zu Gast, um das Vorhaben vorzustellen.

In beiden Gremien wurde das Vorhaben wohlwollend aufgenommen. Der Roetgener Gemeinderat beschloss im nichtöffentlichen Teil der Sitzung einstimmig, einen Kooperationsvertrag mit dem Unternehmen zu unterzeichnen. Der Struktur- und Hochbauausschuss der Gemeinde Simmerath beauftragte die Verwaltung, mit der DGF letzte Details eines Kooperationsvertrages auszuhandeln und diesen in den kommenden Tagen abzuschließen. In Kürze wollen die beiden Gemeinden den Vertrag gemeinsam unterzeichnen.

Vorgesehen ist eine glasfaserbasierte Infrastruktur (Fibre To The Home/FTTH) mit Glasfaseranschlüssen bis in das jeweilige Haus. Im Gegensatz zum Netz der Telekom, bei dem die Glasfaserleitungen lediglich bis zu den Verteilerkästen reichen und das zurzeit in den Eifeldörfern eine Download-Geschwindigkeit von maximal 100 Mbit/s ermöglicht, sollen bei dem neuen Glasfasernetz in den kommenden Jahren zunächst Geschwindigkeiten von bis zu 1000 Mbit/s sowohl im Download als auch im Upload möglich sein.

Die DGF werde den Aufbau des Netzes ohne eine staatliche Förderung komplett aus eigenen Mitteln finanzieren, sagte der Regionalleiter des Unternehmens, Marco Westenberg, bei der Vorstellung in Roetgen und Simmerath. Auch müssten die Kunden für die Einrichtung des neuen Hausanschlusses in der Startphase nichts bezahlen. Der Ausbau erfolge gemäß Telekommunikationsgesetz und als sogenannter Open Access. Das bedeutet, dass auch andere Telekommunikationsunternehmen die Netzstruktur der DGF nutzen können, um ihre Dienste den Kunden anzubieten.

Geplant sind in Roetgen drei Ausbaugebiete: Roetgen, Rott und Mulartshütte sowie das Roetgener Gewerbegebiet. Hier will die DGF rund 6,4 Millionen Euro ausgeben. So könnten dann 97 Prozent (rund 3500 Anschlüsse) aller Haushalte erschlossen werden, in Simmerath sogar 98 Prozent (s. Box). Bei den verbleibenden drei bzw. zwei Prozent seien die Anschlüsse für das Unternehmen mit zu hohen Kosten verbunden und damit nicht mehr wirtschaftlich, erklärte Westenberg. Dazu gehören in Roetgen der Bereich Rotterdell und andere Randbezirke. Hier wäre gegebenenfalls eine Kostenbeteiligung der Anwohner nötig. Mit Blick auf noch zu erwartende Neubaugebiete werde ein entsprechendes Ausbaupotenzial vorgehalten.

Infoabende für Bürger geplant

Für die Realisierung und den Betrieb der neuen Infrastruktur müssten im Vorfeld aber genügend Anmeldungen erfolgen. Pro Ausbaugebiet seien das 40 Prozent der Haushalte, sagte Westenberg. Ab dem 15. April will die DGF auf die Bürger zugehen und umfassend – schriftlich und auf Infoabenden – über ihr Angebot informieren. Der anschließende Ausbau könne dann voraussichtlich im Januar oder Februar 2018 abgeschlossen sein, sagte der Vertreter der DGF.

In der Sitzung des Gemeinderates hatte das Unternehmen zunächst drei mögliche Tarife vorgestellt. Demnach würde eine Internet-Flatrate mit 100 Mbit/s im Up- und Download in den ersten zwölf Monaten 24,99 Euro pro Monat (wie in allen Tarifen) und später 44,99 Euro kosten. Zusätzlich würden 2,9 Cent pro Minute für Telefonate ins Festnetz sowie höhere Sätze ins Handynetz fällig. Eine Internet-Flatrate mit 200 Mbit/s im Up- und Download in Verbindung mit einer Telefon-Flatrate würde ab dem zweiten Jahr 49,99 Euro, eine Internet-Flatrate mit 500 Mbit/s im Up- und Download in Verbindung mit einer Telefon-Flatrate ab dem 13. Monat 79,99 Euro kosten. Hinzu käme bei allen Paketen eine einmalige Bereitstellungsgebühr von 50 Euro.

Roetgens Bürgermeister Klauss (SPD) zeigte sich erfreut über die Kooperation mit der DGF, weil diese beim Ausbau ohne öffentliche Mittel auskomme und weil die Verhandlungen „so herrlich unbürokratisch“ abgelaufen seien. Weil nach dem Ausbau in Roetgen zwei Netze zur Verfügung stehen würden, gebe es auch keine Monopolsituation mehr. „Das ist genau das, was wir in Roetgen immer wollten“, sagte Klauss. Dem widersprach Bernhard Müller (Grüne). Es würde keine neue Wettbewerbssituation entstehen, eher sei eine Monopolstellung der DGF in Roetgen zu erwarten. Er bedauerte, dass bei den Verhandlungen kein Modell ins Auge gefasst worden sei, bei dem die Gemeinde selbst als Netzbetreiber mitbeteiligt wäre.

Die Gemeinderatsmitglieder hatten noch eine Reihe von Detailfragen, die noch in der Sitzung beantwortet wurden.

Acht Ausbaugebiete, 7500 Anschlüsse und 14 Millionen Euro für Simmerath

„Warum kommen Sie erst jetzt?“ war eine der wenigen Nachfragen bei der Vorstellung des Glasfaser-Projekts in Simmerath. Da die Telekom in vielen Orten das Netz gerade erst – wenn auch mit geringerem Volumen – aufgerüstet habe, werde es möglicherweise schwer, „ihre Produkte hier zu verkaufen“, mutmaßte Reinhold Köller (UWG) am Dienstag im Simmerather Strukturausschuss.
In der Gemeinde Simmerath sind acht Ausbaugebiete vorgesehen: 1. Lammersdorf (mit Kämpchen und Waldsiedlung), Paustenbach, 2. Simmerath, Witzerath, Kesternich, 3. Rollesbroich, Strauch, 4. Rurberg, Woffelsbach, Steckenborn, 5. Einruhr, Erkensruhr, Dedenborn (mit Seifenauel), 6. Eicherscheid, Hammer, Huppenbroich 7./8. Gewerbegebiete Simmerath und Rollesbroich. Auch in Simmerath soll schon am 15. April die ca. zweimonatige Vermarktung starten, bis Ende Juni soll Klarheit herrschen und nach den Ferien könne es losgehen, so Westenberg.

Von rund 7500 Anschlüssen können in der Gemeinde Simmerath etwa 150 (ca. zwei Prozent) mangels Wirtschaftlichkeit nicht angeschlossen werden. Bei allen anderen Haushalten wird der Anschluss bei Anmeldung kostenfrei bis ins Haus gelegt, bei Nichtanmeldung bis zur Grundstücksgrenze. Wer sich dann später entscheidet, Glasfaser zu „buchen“, muss 750 Euro für den Hausanschluss zahlen. Bei rund 1600 Euro Kosten je Anschluss investiere die DGF rund 14 Millionen Euro, hieß es. Je nach Interesse der Bürger könne es auch sein, dass einige Orte angeschlossen würden, andere aber nicht, sagte Westenberg auf Nachfrage von Gregor Harzheim (SPD).

Alle Fraktionen bewerteten das Projekt positiv, Christoph Poschen (CDU) und Klaus Stockschlaeder (Grüne) baten die Verwaltung, „bei den ausstehenden Verhandlungen alle Eventualitäten zu berücksichtigen und im Sinne der Bürger das Bestmögliche auszuhandeln“.

Einschub: Heiner Schepp

Quelle: Eifeler Zeitung
Bericht: Andreas Gabbert, Foto: dpa